Depression, Delir und Demenz in der hausärztlichen Versorgung

Gesund alt werden und sich lange gut fühlen: Im Spithöver-Forum des St. Josef-Stifts begrüßten (v. l.) Netzwerkkoordinator Markus Giesbers, Ernährungsberaterin Verena Schemmann, Seniorenberaterin Angelika Reimers (Laumann-Stiftung) und Hans-Otto Koebbert, Vorsitzender Seniorenbeirat, die Gäste des 15. Sendenhorster Gesundheitstages.
Gesund alt werden und sich lange gut fühlen: Im Spithöver-Forum des St. Josef-Stifts begrüßten (v. l.) Netzwerkkoordinator Markus Giesbers, Ernährungsberaterin Verena Schemmann, Seniorenberaterin Angelika Reimers (Laumann-Stiftung) und Hans-Otto Koebbert, Vorsitzender Seniorenbeirat, die Gäste des 15. Sendenhorster Gesundheitstages.

Fortbildung der „Heinrich  und Rita Laumann-Stiftung“ für Hausarztpraxen im Kreis Warendorf

Die drei „D“-Erkrankungen im Alter waren Thema bei der Fortbildung für Hausärztinnen und –ärzte im Kreis Warendorf, zu der die „Heinrich und Rita Laumann-Stiftung“ eingeladen hatte. In der Regel sind Hausarztpraxen die erste Anlaufstelle, wenn es um Depressionen oder Demenz im Alter geht; das Thema Delir ist eher eine Notfallsituation im Krankenhaus, aber die Vor- und Nachbehandlung findet auch im niedergelassenen Bereich statt.

„Wenn das Leben an Farbe verliert“ – dieses Bild beschreibt sehr gut die innere Gefühlslage bei Menschen, die an einer Depression erkranken. Stefanie Oberfeld, Chefärztin für Gerontopsychiatrie und –Psychotherapie am St. Rochus-Hospital in Telgte, beschrieb in ihrem Vortrag eindrücklich die Faktoren, die Depressionen verursachen können, welche Symptome die Erkrankung mit sich bringt, aber vor allem welche medikamentösen und verhaltenstherapeutischen Möglichkeiten es gibt, um die Krankheit zu heilen oder zu lindern. Ihre Botschaft für mehr als zwei Drittel aller Erkrankten lautet: „Es geht vorbei, und wir können was tun.“

Unter dem Titel „Der alte Mensch im OP“ schilderte Dr. Monika Bonmann, Oberärztin für Anästhesie im St. Josef-Stift Sendenhorst, wie der akute Notfall des wörtlich übersetzten „aus dem Gleis geraten“ Delir entstehen kann und welche präventiven Schritte Krankenhäuser unternehmen können, damit die Entgleisung möglichst vermieden wird. Das Erleben für die älteren Patienten ist meist dramatisch und dauert von Stunden bis zu mehreren Tagen und sorgt für Kontrollverlust und Halluzinationen, teilweise ohne Erinnerung im Nachhinein. Neben der medikamentösen Prävention, bei der ein Zuviel an Medikamenten wegen der gegenseitigen Beeinflussung vermieden werden sollte, sorgen die Umstände im Krankenhaus oft für das Risiko eines Delirs: Wichtige Maßnahmen sind ein ruhiges Umfeld mit möglichst wenig Personalwechsel, Orientierungshilfen im Zimmer, Einbindung der Angehörigen und Vermeidung von Schmerzen – dazu gehört im St. Josef-Stift das sogenannte „Rooming-in“, d.h. Partner oder Kinder dürfen im Zimmer übernachten.

„Ist heute Sonntag oder Mai?“ – unter diesem Titel präsentierte Stefanie Oberfeld das Thema Demenz. Für die anwesenden Allgemeinmediziner spielte die Frage nach der passenden medikamentösen Behandlung bei älteren Patienten eine große Rolle. Neue medikamentöse Therapien, die teilweise in den USA schon zugelassen sind, geben aufgrund der häufigen und folgenreichen Nebenwirkungen diesbezüglich wenig Hoffnung auf eine deutliche Verbesserung beim Aufhalten einer Alzheimer-Demenz. Stattdessen setzt Oberfeld verstärkt auch auf die nicht-medikamentöse Therapie: Tanz, Bewegung, Sport, soziale Kontakte – aber immer dosiert und nicht zu viele auf einmal. Für Angehörige von Menschen mit Demenz ist es wichtig, das Verhalten der erkrankten Person zu verstehen, die Angehörigen zu beraten, zu schulen und zu begleiten.

Da die Hausärzte in ihrem Alltag oft wenig Zeit für Gespräche haben, ist es umso wichtiger, dass sie an Einrichtungen verweisen können, wo Menschen mit diesen und anderen Problemfeldern des Älterwerdens ein offenes Ohr finden. So einen Anlaufpunkt bietet die Seniorenberatung der „Heinrich und Rita Laumann-Stiftung“ in Sendenhorst. Angelika Reimers berichtete ganz praktisch über die Möglichkeiten ihrer trägerunabhängigen und kostenlosen Beratung und Begleitung von älteren Menschen und ihren Angehörigen. Sie berichtete von einer Familie, deren zunehmend demenziell veränderter Vater immer noch mit dem Pkw fahren wollte, obwohl seine Fahrtüchtigkeit aufgrund fehlender Orientierung und körperlicher Einschränkungen eigentlich nicht mehr vorhanden war. Mit Hilfe der Beratung fanden sie einen Weg, dass der örtliche Polizist dem Betroffenen erklärte, dass er ihm den Autoschlüssel übergeben müsse, um sich selbst und andere nicht zu gefährden. Aufgrund seiner dienstlichen Autorität erreichte der Polizist, woran sich die Familie zuvor vergebens die Zähne ausgebissen hatte.

Markus Giesbers aus dem Vorstand der Laumann-Stiftung moderierte die Fortbildung und resümierte, „dass die Teilnehmenden sehr viel mitnehmen konnten, um damit letztlich die Behandlungsqualität ihrer psychisch erkrankten Patientinnen und Patienten zu verbessern.“